Waldleuchten

Für meine Ausstellung Waldleuchten im Februar 2014 ließ ich mich von unseren heimischen Wäldern und deren Bewohnern inspirieren. Vor allem die unscheinbaren, die man auf den ersten Blick nicht einmal wahrnimmt, haben mein Interesse geweckt. Im Wald entdecken wir funkelnde Käfer, leuchtende Pilze und giftgrüne Moosgeflechte. Hier und da stoßen wir auf neue, ungeahnte Welten voller Geschichten und Erinnerungen. Wenn wir unsere Augen offen halten, sehen wir faszinierende Wesen, welche wir kennenlernen müssen, um sie zu verstehen. Es ist die Abhängigkeit der Menschen von dieser Fauna und Flora, die mich reizt – selbst wenn sie uns nicht immer bewusst ist. 

Häufig träumen wir uns fort aus der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft, hinein in eine Welt der Stille. Im Wald finden wir freien Raum zum Nachdenken oder einen Platz, um alleine zu sein. Der Wald mit all seiner Symbolik spielte schon immer eine grosse Rolle in der Geschichte der Menschheit. Er schafft einen Ort voller Erzählungen, Kreaturen und Bildern, denen oft etwas Unheimliches anhaftet.
 

Schillerndes Leben. Wuselnde Bewohner.

Auf unserem Spaziergang begegnen wir auch dem schillerndsten aller Bewohner des Waldes: dem Mistkäfer. In seiner funkelnden Farbenvielfalt ist er nur schwer zu übersehen. Schwerfällig und in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung ist dieser Käfer unterwegs. Wie ein fetter, kostbarer Juwel hebt er sich hervor von seiner natürlichen Umgebung. Er scheint fast fehl am Platz zu sein. Seine Erscheinung ist provokativ. Aufreizend und herausfordernd. Beim Anblick der metallisch glänzenden Panzer drängt sich augenblicklich die Assoziation mit einem Objekt der Beständigkeit in den Vordergrund. Und doch ist er so verwundbar mit seinen feinen Beinen, Fühlern, Zähnchen und Bürsten.
 

Der Mistkäfer (griechisch: Geotrupidae)

Die Imagines, wie die ausgewachsenen Tiere genannt werden, sind nacht- und tagaktiv. Sie kümmern sich fürsorglich um ihren Nachwuchs. Zu ihrer Ernährung gehören Dung, Pilze, Humus und einige Arten sammeln frische Blätter. Beim Sammeln der Blätter und beim Rücktransport zur Brutkammer orientieren sich die Käfer am Sternenlicht.
 

Das Sternenlicht

Ein Stück Nostalgie begegnet uns beim Anblick von Glühwürmchen oder Leuchtkäfern. Warm schimmernd schweben sie vor uns in der Dunkelheit und bringen Licht hinein. Eine sich hervorhebende Idee, ein Gedanke an vergangene Zeiten, so klar und deutlich in seiner Gestalt. Wie wandernde Sterne begleiten sie uns auf dem Weg einer Geschichte. Sie selbst sind Geschichten.

Die Suche nach mehr

Seit Menschengedenken üben die durch biochemische Vorgänge entstehenden Lichterscheinungen, welche nicht an Wärmeentwicklung gekoppelt sind, eine große Faszination auf den Menschen aus. Diese finden wir auch bei Pilzen und verschiedenen Moosarten. Schon in der Antike beschrieben Aristoteles und Plinius leuchtendes Holz. Für die meisten Beobachter war es geheimnisvoll und unheimlich und wurde mit Zauber, Feen und Elfen in Zusammenhang gebracht. Biolumineszenz wird heute definiert als die Lichtemission, die von lebenden Organismen erzeugt wird. Es handelt sich um biochemische Energie, welche direkt in Licht umgewandelt wird.
 

Faszinierende Pilzarten
Pilzarten wie der Hallimasch können leuchten und locken dadurch Insekten zur Verbreitung der Sporen an. Die lichterzeugende Reaktion diente ursprünglich wohl nur dazu, aggressive Sauerstoffverbindungen unschädlich zu machen. Die Frage nach dem Zweck des Leuchtens ist in einigen Fällen leicht zu beantworten. Die erwachsenen Glühwürmchen zum Beispiel nutzen es zur Kommunikation bei der Partnersuche.


In Deutschland gibt es 3 Arten von Leuchtkäfern
Der einzige Leuchtkäfer, der bei uns gleichzeitig leuchtet und fliegt, ist das Männchen des Kleinen Leuchtkäfers (Lamprohiza splendidula), auch Gemeines Glühwürmchen oder Johanniswürmchen genannt. Alle weiblichen Leuchtkäfer sind flugunfähig. Beim Großen Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca) zeigen nur die Weibchen ein deutlich erkennbares Leuchten.

Der Wald in meiner Kunst

Den Wald und seine wundersamen Geschichten halte ich in meinen Werken fest. Was jeden einzelnen von uns mit dem Wald verbindet, hängt von unserer persönlichen Erfahrung ab. Er lässt uns auf seine surrealen Elemente treffen. Geschichten, die wir aus unserer Kindheit kennen, leben plötzlich wieder in uns auf. Etwas Unheimliches verfolgt uns, hier und da nimmt eine knorrige Eiche eine neue Gestalt an. Wir assoziieren vielleicht unheimliche Bilder mit den Geräuschen, denen wir lauschen. Mit der Dunkelheit wachsen diese Geschichten. Mit der Nacht schärfen wir unsere Sinne. Dann sind wir auf dem Weg in das Reich der Fantasie.